Im Feld ein Mädchen singt

Margarete Susmans Lyrik in der Musik

Margarete Susman

25. Mai 2025, 15:00 Uhr

KVFM – Kunstverein Familie Montez e.V.

Honsellstraße 7
60314 Frankfurt am Main

Wegbeschreibung

im Rahmen von

„Ein Tag für die Literatur“
des Hessischen Rundfunks

Moderation: Rafaël Newman
Gesang: Alice Lackner
Klavier: Jascha Nemtsov

Margarete Susman (1872–1966) ist eine der bedeutendsten Denkerinnen der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte. Eine Generation vor Edith Stein und Hannah Arendt schuf sie ein vielfältiges Werk als Dichterin, Philosophin, Essayistin und Kritikerin. Ein bisher nahezu unbekannter Aspekt ihres Wirkens sind die Vertonungen ihrer Gedichte – durch jüdische und in vielen Fällen auch nicht-jüdische Komponist:innen. Diese produktiven Reaktionen und dieses musikalische Echo auf ihr dichterisches Werk sind ein einmaliges Zeugnis der Vielfalt eines deutsch-jüdischen und europäisch-jüdischen Gesprächs, von Wechselwirkungen und Gegenseitigkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts wie auch im Angesicht des aufkommenden Nationalsozialismus.

Im Rahmen der Recherchen von Martin J. Kudla vom Buber-Rosenzweig-Institut an der Goethe-Universität Frankfurt konnten in Archiven und Bibliotheken über 60 Vertonungen ausfindig gemacht werden. Einige liegen bisher nur in Manuskriptform vor, andere wurden in kleinen Auflagen gedruckt. Das vermutlich bekannteste Werk, Jean Sibelius‘ „Im Feld ein Mädchen singt“, stellt dabei nur einen von vielen musikalischen Höhepunkten dar. Die zu Unrecht vergessenen Werke, bis auf ein Chorwerk allesamt für Stimme und Klavier komponiert, beruhen fast allesamt auf Susmans Gedichtband Mein Land von 1901.

In Frankfurt, wo Susman wiederholt lebte und eine ihrer produktivsten Phasen hatte, bis sie 1933 vor den Nationalsozialisten fliehen musste, sollen diese Entdeckungen präsentiert werden. Für die Moderation konnte der Lyriker Rafaël Newman, für die Darbietung der Lieder die Sängerin Alice Lackner und der Pianist und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov gewonnen werden.

Rafaël Newman

ist Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er ist Autor von The Visible God: Staging the History of Money und Herausgeber von Zweifache Eigenheit, einer Anthologie neuerer jüdischer Literatur in der Schweiz mit einer kritischen Abhandlung; weitere Essays sind auf 3 Quarks Daily auf Englisch, bei der Republik auf Deutsch und bei auxartsetc auf Französisch zu lesen. Seine Gedichte sind unter anderem in der Sammlung Live Long Enough, auf Bestiaire Intime und auf zwei CDs erschienen. Er ist Moderator und Performer, unter anderem am Literaturhaus Zürich und bei Klang und Szene; seit 2016 tritt er auch regelmäßig als Dramaturg des Ensembles Besuch der Lieder bei privaten Hauskonzerten in der Schweiz und im nahen Ausland auf.

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Rafaël Newman
Alice Lackner

Alice Lackner

ist regelmäßig mit international renommierten Klangkörpern zu hören, wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Konzerthausorchester Berlin, Gewandhausorchester Leipzig, den Essener Philharmonikern, dem Russischesn Staatsorchester Kaliningrad oder mit dem RIAS Kammerchor. Einen besonderen Schwerpunkt setzt sie auf historische Aufführungspraxis, u.a. mit der lautten compagney Berlin, Ensemble 1700, L‘Orfeo, Concerto Theresia oder le buisson prospérant. Zu ihren künstlerischen Partnern gehören Dirigent*innen wie Vladimir Jurowski, Wolfgang Katschner, Dorothee Oberlinger, Tomas Netopil und Antonius Adamske sowie Regisseur*innen wie David Hermann, Holger Potocki, Jean Renshaw oder Nils Niemann. Engagements führten Alice Lackner u.a. in die Berliner Philharmonie und das Berliner Konzerthaus, zur Hamburger Elbphilharmonie, Aalto-Theater Essen, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, Musikfest Berlin, George-Enescu-Festival Bukarest, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik oder zu den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci. Aufnahmen für Deutschlandfunk, BR-Klassik, ARTE Concert, cpo und Sony sowie ihre Debut-CD „Ernsthaft?!“ mit der Pianistin Imke Lichtwark belegen ihr künstlerisches Schaffen. Alice Lackner wurde in München geboren und studierte bei Prof. Claudia Kunz-Eisenlohr an der HfMT Köln/Aachen. Die Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes ist als Soziologin am ZOiS Berlin wissenschaftlich tätig und übernimmt ab 2025 die künstlerische Leitung des Festivals „Güldener Herbst“ in Thüringen.

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Jascha Nemtsov

ist Pianist und Musikwissenschaftler, Professor für Geschichte der jüdischen Musik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und Akademischer Leiter der Kantorenausbildung an der Universität Potsdam. Er studierte am St. Petersburger Staatlichen Konservatorium und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Forschungsprojekte sind jüdischer Musik und jüdischen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. 2024 erschien im Harrassowitz Verlag Wiesbaden seine Monographie From St. Petersburg to Vienna: The New Jewish School in Music (1908–1938) as Part of the Jewish Cultural Renaissance und im Nomos Verlag sein Lehrbuch Jüdische Musik – Einführung, die erste Publikation dieser Art weltweit. Als Pianist konzertiert Nemtsov international, er nahm bislang mehr als 40 CDs auf, darunter zahlreiche Ersteinspielungen von Werken wiederentdeckter verfolgter Komponisten. 2007 bekam er den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und 2018 den Preis OPUS KLASSIK. Jascha Nemtsov ist mit der Komponistin Sarah Nemtsov verheiratet, sie leben mit ihren drei Kindern in Berlin.

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Jascha Nemtsov

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